12. Juli 2018
Auf dieser Seite der Grenze sieht es völlig anders aus. Die Häuser sind nicht mehr fast immer rot-weiß, die Fahnen nicht mehr blau-gelb und die Berge rauher.
Als erstes besuchen wir ein Mahnmal über den deutschen Überfall auf Norwegen 1940. Etwas weiter in Richtung Narvik erblicken wir die neue Brücke (Eröffnung 2018) über den „Rombaken Ruoppat“ – sieht ein wenig wie die Golden Gate Bridge aus.
Wir biegen aber nach Bjerkvik ab, wo uns u.a. die E10 auf die Lofoten führen soll.Hinter Bogen geht eine kleine Straße nach Evenes ab, wo Elke einen Stellplatz im Auge hat. Er befindet sich auf dem Gebiet einer alten deutschen Bunkeranlage mit prädikats-würdigem Blick über den Ofotfjorden.
Kein Mensch ist hier, als wir ankommen, prima! Wir stellen uns auf ein windgeschütztes Plätzchen, denn hier fegt es ganz ordentlich. Leider bleiben wir nicht allein. Am Abend stehen mit uns 8 Wohnmobile auf dem Platz. Den besten Platz aber haben wir.
13. Juli 2018
Noch ist es ein weiter Weg bis nach Å (heißt wirklich so!) am Ende der E10, wo die Straße auf den Lofoten endet.
Viele lange Tunnel müssen durchfahren werden. Dann erreichen wir die Lofoten. Wir fahren durch Solvær, eine größere Stadt derselben. Norwegen ist wirklich teuer, hier kostet sogar der Kircheneintritt NKr 40,- (= € 4). Kurz nach der Stadt nehmen wir den Abzweig nach Henningsvær, dem „Venedig der Lofoten“. Eine sehr enge Straße mit genauso engen Brücken führt dorthin, es ist ordentlich Verkehr. Der Parkplatz des Ortes ist rappelvoll, mit Glück ergattern wir noch einen. Der Ort ist ganz nett, aber ziemlich überlaufen.
Elke gefallen die Lofoten immer weniger – zuviel los hier, ein Womo am anderen. Nach Besichtigung und Aufwärmung in der dortigen Szene-Kneipe („Trevare Fabrikker“) geht es zurück zur E10 und ein paar km weiter wieder auf eine Nebenstraße. Wir finden einen Stellplatz an einem kleinen Strand, wo schon zwei (deutsche) Womos parken. Im Laufe des Abends werden es noch mehr. Einsam irgendwo stehen kann man hier vergessen.
14. Juli 2018
Das erste Ziel heute morgen ist das Wikingermuseum in Borg.
Eine Austellung, den Nachbau einer Häuptlingshalle, ein kleines Wikingerschiff und noch einiges mehr gibt es zu sehen.
Körperliche Ertüchtigung ist auch möglich – beim Bogenschießen und Axt werfen.
Nach mehrstündiger Besichtigung geht es weiter bis nach Å – hier endet die Straße auf einem (fast vollen) Parkplatz. Überall sehen wir die Trockengestelle für den Stockfisch. Eigenartigerweise sind nur wenige bestückt, und wenn, dann nur mit Dorschköpfen.
Machen die daraus Fischmehl für die vielen Lachsfarmen in den Fjorden?
Wir laufen nach downtown, was so groß ist, wie der Name lang ist und aus zwei Café’s und dem Fischerei- und Stockfischmuseum besteht.
Die Stellplatzsuche hier in der Nähe des Ziels ALLER Womofahrer gestaltet sich schwierig, so dass wir letztendlich auf einem kleinen Campingplatz landen. Die heiße Dusche ist nicht zu verachten.
15. Juli 2018
Heute morgen haben wir endlich das typische Lofotenwetter: Wind, Regen und tiefhängende Wolken. Gut für einen Fahrtag und die Windschutzscheibe wird endlich auch mal wieder sauber.
Wir müssen immer wieder ein Stück der E10 zurück, nehmen aber auch einige kleine Sträßchen als Alternative.
Mit einer Fähre verlassen wir bei Fiskbøl die Lofoten und erreichen die Vesteralen.
Nicht so bombastisch wie die Lofoten, aber auch schön. Unser Ziel ist Nyksund, ein abgelegenes ehemaliges Fischernest, ab 1972 Ghosttown und ab den 90ern wieder bewohnt und langsam zum Künstler- und Gastronomieort gewandelt. Zwei Galerien, ein Trödelladen und drei Restaurants gibt es.
Eines der letzteren wählen wir zum Abendessen. Es gibt Fisch und Rentierfleisch. Und einen Schock bei der Rechnung… Zurück in SUMO muß Elke wohl Anti-Seekrankheitspillen nehmen, der Wind tanzt Rock n‘ Roll mit dem Camper.
16. Juli 2018
Das Wetter hat sich gebessert, wir gondeln weiter, Andenes ist unser Ziel. Unterwegs sehen wir wunderschöne Panoramen an den Fjorden.
Eine besondere Aussicht hat man an einem kleinen Leuchturm von den hochmodernen Toiletten, die sich am Parkplatz befinden: Hinter halbverspiegelten Glasscheiben kann man bei Verrichtung seines Geschäfts in die Landschaft schauen.
Für ganz Gschamige gibt es einen Switch mit dem die Fensterscheibe zu Milchglas umgeschaltet werden kann.
Unvermittelt taucht ein norwegisches „Spacecenter“ namens „Spaceship Aurora“ auf. Hier haben sie schon in den 60er Jahren begonnen kleine Raketen in die obere Atmosphäre zu schießen, um z.B. das Nordlicht zu vermessen.
Ein Film, eine kleine Ausstellung und ein Activity Center für Schüler sind zu besichtigen.
Wir erreichen das Ende der Straße in Andenes. In der Tourist Info buchen wir direkt für heute eine Waltour und erkundigen uns über die Fährabfahrzeiten. Morgen früh 8:45 Uhr – prima, passt.
Um 18 Uhr geht es mit der „Maan Explorer“ zu den Walgründen. Im Sommer jagen hier Pottwale nach Riesenkalmaren an einem drop-off, der von 100m auf 1200m Tiefe abfällt. Wir haben Glück und sehen vier Pottwale.
Um 21 Uhr sind wir zurück. Eine sehr schöne Tour. Auf einem Parkplatz kurz vor dem Fähranleger verbringen wir die Nacht.
17. Juli 2018
Die Fähre bringt uns in 100 Minuten auf die Insel Senja.
Auf sehr malerischen Strecken fahren wir durch Berge und an Fjorden entlang.
Dann endlich: original norwegische Kultur: Wir sind beeindruckt!
In diesen Tagen findet in verschieden Ortschaften von Senja ein Kulturfestival statt. Wir steuern „Kråkeslottet Senja“ an. Bilder über schönheitsoperierte Frauen, direkt nach der OP sind nicht so unser Kunstverständnis. Also wieder zurück zu einem Stellplatz, der uns schon auf dem Hinweg aufgefallen ist.
Obwohl nahe der kleinen Straße haben wir ein 5* -Panorama und stehen direkt am Fjord.
Elke nutzt letzteren zum Baden (brrr), ich zum Angeln (1 kleiner, junger Seeteufel – wieder reingesetzt).
18. Juli 2018
Weiter geht es um Senja herum. Wir stoppen an diversen Aussichtspunkten.
Irgendwann treffen wir wieder auf die E6 und machen uns auf unseren Weg zum Nordkapp. Nach etlichen km finden wir einen Stellplatz am Storfjorden. Viele andere Womos hier, aber dafür kostenlos mit guten Toiletten.
19. Juli 2018
Fahrtag. Fjord, Fjell und Fotos.
Besuch bei dem Øksfjord-Gletscher, der in den Fjord kalben soll. Leider hat er wohl schon im Frühjahr gekalbt und das Kalb ist nun als Eisberg nach Spitzbergen unterwegs. Der untere Eisflecken endet jedenfalls schon deutlich über der Meereshöhe.
Weiter auf der E6 kommen wir durch Alta und finden ein paar km dahinter am gleichnamigen Fjord einen schönen Stellplatz am Wasser in einem Kiefernwäldchen.
20. Juli 2018
Nordkapp!
Nur noch einige km bis zur nördlichsten Spitze von Europa. Wir verlassen bald die Fjordlandschaft und klettern hoch auf Fjellgebiet.
Wir erreichen den Abzweig mit der E69, die uns zum Nordkapp führen soll.
Eine wunderschöne Strecke, bei (fast) wunderschönem Wetter nur kurz unterbrochen durch kleine Nebelbänke.
Und dann haben wir es geschafft: Das erste große Zwischenziel unserer Reise ist erreicht!
Ein weiteres Overland-Mobil steht auf dem Parkplatz. Der MAN gehört einem Chinesen, der nun drei Monate die EU bereisen will. Er spricht ein wenig Englisch und ist verrückt. Von China ist er über die Mongolei nach Rußland eingereist. Dort hat er aber nur ein 6-Tages-Visum bekommen und ist dann 24h am Tag geblockert (mit 2. Fahrer) um nach 6 Tagen in Finnland einzureisen. Dort war es ihm zu heiß und er ist in einem Rutsch 700 km zum Nordkapp gefahren. Gesehen hat er außer Straße gar nichts. Er erblickte natürlich sofort SUMO, spricht uns an und darf sich für ein Foto natürlich neben uns stellen.
Bei einer Einladung zum Tee erzählt er uns dann seine Reisegeschichte und einiges über sein 10-12to – RV erzählt. Er hat es nagelneu gekauft (der Junge hat Knete) und will noch den Rest der Welt sehen. Einiges ist aber wohl suboptimal in seinem Wohnkoffer, das will er in Deutschland nachbessern lassen.
Nach dem Palaver sehen wir uns die Nordkapp-Ausstellung und den 180 Grad – Panoramafilm an. Am Abend gönnen wir uns ein (teures, aber gutes) Essen im Restaurant.
Mit der Mitternachtssonne wird es aber wohl nichts, am Abend steigt der Nebel auf und auch der Himmel zieht zu. Elke kann es nicht lassen und geht zwischen 12 und 1 Uhr doch noch raus. Statt strahlender Mitternachtsonne gibt es aber Gewitter, Wetterleuchten und Regen, nur kurz zeigt sich ein schmaler Streifen Licht.
21. Juli 2018
Frühstück haben wir mitgebucht. Im Panorama-Restaurant sieht man aus den Fenstern aber nur weiße Nebelsuppe. Wir können also unserem Morgenmahl mehr Aufmerksamkeit widmen. Gesättigt fahren wir die Nordkapproute zurück. Nach wenigen km verschwindet der Nebel und strahlender Sonnenschein weist uns den Weg. Leider blendet er auch die Augen, was beim Eintritt in die vielen Tunnels (der längste ist 7 km lang) zu vorübergehendem Sichtverlust führt. Ein Abstecher zur „Kirkeporten“, einem „Arch“ soll per Pedes nur 15 Minuten dauern – vieleicht, wenn da nicht die Höhenmeter wären. Fjell rauf, runter, zurück rauf und wieder runter. Auf dem Rückweg treffen wir die beiden Landrover-Fahrer wieder, die ich heute morgen schon auf dem Parkplatz angesprochen hatte. Und dann palavern wir lange auf dem „Summit“. Unverschämterweise werden wir noch von Rentieren unterbrochen.
Als wir dann endlich weiter fahren ist es schon Mittag.
Später hat Elke wieder einen schönen Stellplatz ausgesucht und wir geniessen die Sonne.
Am Abend BBQ am Lagerfeuer, untermalt von bimmelnden Glocken (Schafe).
22. Juli 2018
Die Schafe bimmeln auch nachts, aber es ist Blasendruck der mich um kurz nach 1 Uhr aus den Federn treibt. Die Sonne knallt durch unser Bullauge. Endlich, Mitternachtssonne! (Echte Mitternacht ist um 1 Uhr, wegen Sommerzeit).
Nach diesen nächtlichen Kapriolen stehen wir erst relativ spät auf. Bevor wir los fahren, will SUMO noch ein wenig spielen, die dauernden Asphalttouren behagen ihm nicht besonders.
Eine weitere Nordspitze ist heute unser Ziel, wir wollen nach Mehamn/Gamvik. Also nicht E6 sondern die 98. Auf dem Weg erkunden wir noch den „Silfar Canyon“,
und den „Adamsfoss“
In Ifjord biegen wir nach Norden ab. Das Wetter ist aber plötzlich miserabel geworden, Regen und keine Sicht mehr. Wir stoppen und checken die Wetteraussichten in Mehamn. Regen, Regen, Regen für die nächsten Tage, und demzufolge keine Aussichten (immer tief hängende Wolken hier). Spontan sagen wir diesen Abstecher ab. Es macht wenig Sinn 260 km zu fahren und nichts sehen zu können. Wir beschließen weiter in Richtung Kirkenes zu fahren. Hinter der Karlebotn von der Barentssee macht Elke auf der Karte einen Weg aus, der nicht an Häusern endet. In dichtem Nebel kraxelt SUMO den Feldweg hoch, es geht immer weiter bergauf, wir sehen nichts ausser einem kurzen Stück des Weges vor uns. Gleich soll der Weg nach Karte auf der Spitze des Berges enden und plötzlich stehen vor einem riesigen Funkturm. Dafür ist der Weg durch die Berge getrieben worden. Ein Stück unterhalb des Turms finden wir eine ebene Fläche für SUMO und verziehen uns bei Regen in den Koffer. Es regnet die ganze Nacht über immer wieder.
23. Juli 2018
Bedeckt, aber kein Regen mehr. Wir fahren durch einsames Fjell mit vielen Rentieren, hier wimmelt es nur so von den Geweihträgern.
Oft müssen wir stoppen, weil sich eine Gruppe Rene nicht für eine Straßenseite entscheiden kann. Die Besuche einer Stabkirche
und eines Wasserfalls lockern die Eintönigkeit auf.
Wir passierenden den Abzweig nach Inari/Ivalo und fahren an der Kreuzung bei Kirkenes geradeaus, in Richtung russischer Grenze. Kurz vor der Grenze (keine Einreise ohne Visum!) biegen wir nach links ab zu „Grense Jakobselv“. Dieser Weg führt zum Ende der westlichen Welt. Es wird immer einsamer und plötzlich sind wir von Rußland nur noch durch einen kleinen Fluß getrennt.
Man kann die russischen Grenzpfähle sehen. Ein einsamer Soldat mit Zelt und Lagerfeuer an der Straße muß die russischen Horden abwehren, wenn sie den Bach überqueren. Kurz bevor uns der Weg ausgeht, schauen wir uns die „König-Oskar-II.-Kapelle“ an,
dann erreichen wir land`s end mit freiem Block über die Barentssee zum Nordpol.
Neben uns steht ein Deutsches Womo, dessen Besitzer es nicht mehr gestartet bekommt. Mit seinem Generator versucht er seine Batterien wieder zu laden.
Nach einem Snack geht es die 60 km wieder zurück. Heute suchen wir keinen Stellplatz sondern gönnen uns eine Hütte mit angeschlossenem Hotel/Restaurant.
Morgen wird erst mal große Wäsche gemacht.
24. Juli 2018
Maintenance day. Wäsche waschen, SUMO reinigen.
Zur Belohnung am Abend im Restaurant essen.
25. Juli 2018
Wir fahren ein Stück zurück nach Westen. Einige Rentiere lungern wieder an der Straße durch das Fjell herum.
Nicht weit hinter dem Abzweig nach Ivalo erreichen wir die finnische Grenze.