15. Mai 2016
Am 15.05.2016, gegen 18:30 Uhr, setzt SUMO seine Reifen erstmals in Channel-Port aux Basques auf Newfoundland-Asphalt.
Etwa zehn km weiter finden wir einen schönen Stellplatz direkt hinter den Dünen am Meer, in der Nähe des JT Cheeseman Provincial Park Campgrounds (der natürlich zu ist). In der Nacht Sturm und Regen.
16. Mai 2016
Um 5 Uhr morgens schon die nächste Panik. Elke weckt mich und behauptet, es rieche komisch. Ist aber nix. Wir sind wohl noch etwas dünnhäutig wegen dem „Auspuffschock“. Also erst mal zwei Stunden weiter geschlafen. Nach dem Frühstück zurück zum Trans Canada Highway und ein Stück zurück zum Visitor Center. Immer noch zu. Noch Null Saison hier in NFL. Also wieder ab nach Norden. Im Codroy Valley lotst mich Elke auf kleinen Gravelroads mit vielen Potholes bis zu einer Brücke, die aber definitiv zu schmal für SUMO ist. Im Rückwärtsgang wieder retour. Die nächste Abfahrt vom TCH in das Tal passt aber. Bei einem Leuchturm versorgt uns die Besitzerin des daneben liegenden „Lighthouse Inn“ mit Karten und Infomaterial über NFL.
Sehr nett. Besonders der Tipp, dass es am Hafen gekochten und geschälten Hummer gibt. Nichts wie hin. Wir erstehen 1 Kilo Schwänze und Scherenfleisch. Das wird heute Abend lecker! Zurück auf dem TCH geht es bei Dauerregen bis zur Abfahrt auf die Halbinsel Port-au-Port. An Stephenville vorbei, fahren wir immer die Küste entlang. Wetter auf einmal wieder prima. Cap St. George ist unser Ziel. Plötzlich ein kleines Schild bei Sheaves Cove: „Hidden Waterfall“. Spontan biegen wir ab und finden einen super Stellplatz direkt am Wasserfall. Cap St. George kann bis morgen warten.
Wunderschöner Platz, direkt daneben das Meer mit seltsamen Steinformationen. Erst mal alles erwandern, Meeresküste und Trail zum Wasserfall.
Elke schießt ein Eichhörnchen (natürlich nur mit der Kamera).
Einige Fischerboote liegen hier, mit denen die lokalen Fischer Krabben und Hummern nachstellen. Einer dieser Spezies (Fischer, nicht Krustentier!) kommt mit seiner Crew später auf den Platz, um an seiner Slipanlage etwas zu reparieren. Von ihm erfahren wir einiges über das Hummer- und Krabbenfischen. Scheint sich zu lohnen. In drei Monaten verdient er ca. C$ 100.000. Die müssen aber dann auch für das ganze Jahr reichen.
Wir setzen später die intensive Beschäftigung mit dem Thema Hummer fort, diesmal mit einem leckeren Dip. Wir schaffen aber nur 600g, dann sind wir erst mal pappsatt und müssen den Eiweißschock verdauen. Abends wieder Regen.
17. Mai 2016
Am nächsten Morgen starten die Fischer früh, als wir frühstücken sind sie schon längst auf dem Wasser. Cape St. George ist unser erstes Ziel. Laut Schautafel einer der besten Plätze, um Wale zu beobachten. Und tatsächlich, alles voller Wale: Minkwale, Bartenwale, Blauwale, Buckelwale, Pottwale – leider alle nur unter der Wasseroberfläche, darüber lässt sich kein Blubberträger blicken.
Dafür wieder ein Haufen Gannets. Diese möwenähnlichen Vögel (Spannweite bis zu 6 Fuß = 2m) sind wahre Kamikaze Flieger. Sie schweben in ca. 50-100m Höhe, erblicken einen Fisch und stürzen sich mit angelegten Flügeln senkrecht nach unten, Schnabel voran. Eine kleine Eintauchfontäne und weg sind sie, um kurz danach mit einem Fisch im Schnabel wieder aufzutauchen. Faszinierend, wie Mr. Spock sagen würde.
Nach 27-stündiger Bemusterung der Meeresoberfläche und vergeblichen Versuchen, visuell in die Tiefen des Ozeans durchzudringen (wo sich die Wale ja alle rumtreiben müssen – siehe Schautafel), beschließen wir noch den Trail zur Vogelkolonie zu wandern. Der ist fast zugewachsen und führt immer entlang der Klippen durch niedrigen Krüppelwald. Zweige streifen an den Hosen und durchnässen sie. Wir laufen und laufen, doch die Vogelkolonie, die wir von weitem gesehen hatten, erreichen wir nie, der Pfad führt zwar direkt daran vorbei, ohne aber bessere Einblicke zu liefern. Nach der dritten Cove kommt immer noch nichts, also drehen wir um.
Viele Elchspuren, aber keinen Verursacher gesehen. Auf dem Loop durch Port-au-Port, begegnet er uns aber doch noch: Mr. (oder Mrs. Moose), der sich nicht zwischen Wald und Straße entscheiden kann. Wer einen Elch von hinten im Trab gesehen hat, kommt aus dem Lachen kaum raus, so eigenartig ist sein Lauf.
Wir kommen durch viele kleine Ortschaften, die alle eines gemein haben:
Vor jeder Einfahrt liegt ein Haufen alter Müll und wartet auf….?
Das sehen wir jetzt schon seit unserer Ankunft in NFL. Streiken hier die Müllmänner?
Endlich haben wir den Loop durch und erreichen wieder den TCH. Nun geht es flotter voran. Unser Ziel ist Corner Brooks, die letzte große Stadt vor der Einöde des Nordens von Newfoundland. Noch mal einkaufen und vor allem: das erste Mal Wäsche waschen. Dies tun wir in Mathews Mini Mart, bei Camelita und John, mit denen wir uns nett unterhalten. Wir bekommen sogar das Angebot in Ihrer Auffahrt zu übernachten, entscheiden uns jedoch für einen Naturplatz. Nach Auftanken fahren wir in den Bottle Cove Park wo wir am South Head Lighthouse Trailhead einen wunderschönen Stellplatz finden, mit Blick auf Berge und Meeresarm. Abends gibt es die Hummereste.
18. Mai 2016
Schon nach dem Frühstück kündigt sich besseres Wetter an, die blaue Anteil am Himmel wird immer größer. Mit ihm steigt die Laune von Elke.
Nur drei kurze Besucher seit gestern. Das muss noch weniger werden, wir müssen besser versteckte Campsites finden. Wir laufen den South Head Lighthouse Hiking Trail.
Wunderschöne Ausblicke auf die Bay of Islands, die Klippen und das Meer. Wir sehen einen Gedenkstein für einen alten Bekannten von uns: Capitan Cook war 1767 hier an Land gegangen, bei seiner Erkundung von Newfoundland. Ein paar Jahre später war er dann 1770 in Australien, wo wir 2011 (Town of 1770) und 2013 (Cooktown) von ihm und seinen Reisen und natürlich seiner Erkundung von Australien ausführlich informiert worden waren. Nach diesem schönen Hike, geht es zurück nach Corner Brook und wieder auf den TCH. Aber nicht für lange, denn Elke lotst SUMO direkt wieder vom TCH runter zu den Steady Brook Falls. Ein imposanter Wasserfall zeigt sich nach kurzem, steilen Anstieg in den Wald.
In der Saison ist hier vermutlich die Hölle los, weil sich rechts und links vom Wasserfall Zip-Lining-Stationen befinden. Man kann von ganz oben am Wasserfall 4x kreuz und quer an Stahlseilen in einem Sitzkorsett nach unten rollen. Im Moment natürlich alles zu. Wir folgen dem TCH bis Deer Lake. Ein Werbeschild für ein Chinarestaurant lässt uns schwach werden. Das Essen ist aber nicht besonders. Von Deer Lake geht es auf die 430 und rein in den Gros Morne National Park. Visitor Center: zu, alle Campgrounds auch „closed“, nächsten Freitag sollen sie öffen. Wofür haben wir eigentlich unseren Parks Canada Jahrespass gekauft? Bisher haben wir ihn nur in Halifax (Zitadelle) benützt, alle anderen Parks waren noch zu und daher kostenlos.
Wir fahren trotzdem einen Campground an und ignorieren ein „closed for the season“ Schild. Ein paar Fotos müssen sein. Es wird aber an der Eröffnung gearbeitet, ein paar Arbeiter bringen mit ihrem Pickup schon die Leih-Kanus. Aber zum Bleiben ist es noch zu früh. Auf dem Weg zum Discovery Center biegen wir kurz auf einen versteckten Picknickplatz ein und finden den idealen Platz für die Nacht. Zunächst aber beim nahegelegenen Discovery Center nachschauen. Wir haben Glück, es ist zwar noch zu, aber ein Mädel lässt uns trotzdem rein und wir können die Ausstellung besichtigen.
Im wesentlichen Infos über die Geologie des Parks, Pflanzen und Wildlife. Eine Künstlerin bereitet ihre Ausstellung über die Vereinigung von Kunst (Fotografie, Plastiken, Gipsabdrücke) und Geologie vor (ihr Mann ist Geologe, sie sind aus Alberta). Auf dem Parkplatz treffen wir Allison und David aus Kelowna, BC. Nach einiger Plauderei laden sie uns zu einem Besuch bei ihnen im schönen Okanogan Valley ein. Die werden wir zu gegebener Zeit gerne annehmen. Das freie und schnelle WIFI des Discovery Centers gibt uns die Möglichkeit mal wieder alle Apps upzudaten und ein paar Nachrichten zu verschicken.
Freies WLAN finden wir auch immer bei McDonalds und im Walmart. Die dauernde Aktualisierung unseres Blogs und der Fotogalerien frißt unser mobiles Internet-Kontingent sehr schnell auf. Die 8 GB auf meiner SIM waren schon nach 14 Tagen aufgebraucht. Wir surfen jetzt auf Elkes Account (noch mal 8 GB). Wir müssen die Hintergrundaktivitäten aller IOS Geräte reduzieren, damit wir genug Internet Volumen für unseren Reiseblog haben. Ihr lieben Blog-Leser wollt doch gerne up-to-date-bleiben? Handyempfang wird aber immer seltener. Wir versuchen uns mit freiem WLAN (s.o.) auszuhelfen.
Unser heutiger Campplatz bewährt sich: kein einziger ungebetener Besucher, wir stehen auch völlig unsichtbar mitten im Wald.
Nach Kaffepause und Haar-und Bartpflege (machen wir jetzt selbst, Friseure sind sehr teuer hier) geht es in die Kabine zum Bilder bearbeiten und Blog schreiben. Warum nicht draußen am Picknick Tisch? Tja, die „Tourist Season“ hat zwar noch nicht begonnen, aber ein paar vorwitzige erste Moskitos wissen davon anscheinend nichts…
19. Mai 2016
Bei strahlend blauem Himmel stehen wir schon um halb sechs auf und kommen daher früh los. Unser erstes Ziel ist der „Tablelands Trail“. Die Tablelands sind eine geologische Besonderheit. Hier hat sich sehr tiefes Erdkrustenmaterial nach oben geschoben. Es ist sehr Nickel-reich und somit Gift für Pflanzen. Deshalb wächst fast nichts in dieser Gegend. Sieht wie eine Mondlandschaft aus. Daher keine Tiere, das Bärenspray kann im Truck bleiben.
Gefahren lauern trotzdem überall: unter den wenigen Pflanzen, die hier gerade noch gedeihen, sind FLEISCHFRESSENDE Exemplare! Extrem vorsichtig bewegen wir uns durch die Landschaft. Die fressen zwar nur Insekten, aber man weiß ja nie… Besser immer eine Hand am Jagdmesser…
Wir halten kurz inne. Hör mal! Was denn? Nichts! Die Stille ist perfekt. Der Trail endet an einem Wildbach (dort rauscht es natürlich).
Nach dem Trail geht es bis zum Ende der Straße (431) nach Trout River. Dort schauen wir mal beim Campingplatz vorbei („closed for season“) und spazieren am Trout River Pond entlang.
In Trout River machen wir kurz Station beim Fischerhafen. Die großen Schiffe liegen an der Wharf, die Fischer sind alle mit ihren kleinen Booten draußen, bei den Hummer- und Krabbenfallen.
Nun geht es die ganze 431 retour, bis wir bei Wiltondale wieder nach Norden abbiegen. Wir legen einen kurzen Stopp an einem Wasserfall ein, zu dem ein kleiner Wildpfad durch nordischen Urwald führt.
Kurz dahinter die „Mattie Mitchel Site“, ein kleiner Erinnerungspfad über MM, einen Mi’kmaq Indianer, der den Engländern Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhundert als Guide bei der Erforschung und Kartographierung von Newfoundland diente. Noch heute leben seine Nachfahren hier. Kurz dahinter liegt das Visitor Center für den Gros Morne Park (OFFEN!). Da es WIFI gibt, aktualisieren wir unseren Blog. Leider war das Internet sehr langsam und alles hat gedauert. Während ich an dem Blog arbeite, besorgt Elke Infos über Park, Umgebung und Events. Da mal wieder eine Dusche fällig ist, gönnen wir uns den nahegelegenen KOA Campground. Entgegen alle Erwartungen, ist dieser hier richtig schön. Wir haben einen Platz direkt am See.
Das Studium des Eventkalenders zeigt uns, dass morgen ein Festival in dem nahe gelegenen Ort Norris Point stattfindet. Das werden wir uns nicht entgehen lassen und entscheiden spontan zwei Nächte zu bleiben. Abends noch einige Unimog-Wartungsarbeiten, Dusche, Essen, Blog vorschreiben (für das nächste WIFI) und dann bald in die Falle.
20. Mai 2016
Heute kommen wieder die Fahrräder zum Einsatz. Zuerst nach Rocky Harbour zu einer Autowerkstatt, wo ich mir den Inbusschlüssel für die Vorgelege kürzen lasse, am rechten Vorgelege kann ich den Ratschenschlüssel nicht ansetzen. In fast alle Vorgelege muß Öl rein. In Rocky Harbour Kaffee trinken, Kekse essen (Elke muß dauernd futtern) und den Hafen beobachten.
Wir strampeln weiter zum Lobster Cove Head Lighthouse. Das kleine Museum ist sehr liebevoll gemacht. Tolle Ausblicke.
Noch einige kurze Trails und dann zurück zum Campground. Mit dem dortigen WIFI aktualisieren wir unseren Blog und ich probiere das modifizierte Werkzeug, um das rechte Vorgelege zu warten. Geht aber immer noch nicht. Morgen müssen wir noch mal zur Werkstatt, ich brauche geeignetes Werkzeug. Egal. Wir machen uns für das Festival fertig. Fahrrad-Batterien nachladen und dann gegen 16 Uhr ab nach Norris Point. Wir besuchen eine Reception mit Gemäldeausstellung in Neddies Inn. Drinks, lecker Häppchen und eine grandiose Aussicht auf den Fjord werden geboten.
Danach fahren wir zur happy hour im „Cat Stop Pub“ unten am Hafen. Wir sitzen in der Sonne draußen, futtern fast food und unterhalten uns nett mit einem Quebecer Paar, das wir schon in Codroy kurz getroffen hatten. Abhängen bei Musik bis die Sonne untergeht.
Mit den E-bikes radeln wir zurück Richtung Campground. Ein endlos langer steiler Anstieg liegt vor uns. Wir müssen die Bikes tauschen, da Elke mit Rückenproblemen und ihrem 250W Pedelec den Berg nicht schafft. Mit meinem 1000W Powerbike ist das natürlich kein Thema. Am CP angekommen, Bikes wieder verstaut, alle Batterien auf ihre Ladestationen, damit wir für das nächste Bike Event wieder gerüstet sind.
21. Mai 2016
Zunächst geht es nach Rocky Harbour, um Werkzeug für die Vorgelege zu besorgen. Die Autowerkstatt, bei der wir gestern waren, hat natürlich zu (Samstag). Im örtlichen Hardware-Laden gibt es nichts Passendes. Ein paar Newfies gefragt und Tipp für eine andere Werkstatt bekommen (Pittman Motors). Zum Glück offen. Der Besitzer ist sehr hilfreich und kommt nach einigen Missverständnissen mit genau der gesuchten Inbus Schraubnuß an, die auf eine kleine 3/8“ Ratsche passt. Damit, und einer Hebelverlängerung kann ich endlich auch die Vorgelege vorne überprüfen (voll). Nun noch schnell zum Hardwareladen und die passende Ratsche gekauft (habe zwar schon drei, aber keine 3/8“) und weiter geht es in Richtung Norden.
Bei Green Point schauen wir uns fossile Lagerstätten an.
Dort finden wir GOLD! Wir sind REICH! Wo ist das nächste Luxusresort?
Leider nur Katzengold. Zum Trost finde ich C$ 1,05 in Münzen auf dem Parkplatz.
Ein kurzes Stück weiter steht die Besichtigung des Wracks der SS Ethie an (nicht mehr viel übrig), die 1919 in schwerem Sturm in Seenot geriet, von ihrem Kapitän aber in der Nähe des Ufers auf Grund gesetzt werden konnte. Alle Besatzungsmitglieder wurden mit einer Seilfähre von Bord geholt, inklusive eines Babys, das die Strecke in einem Postsack zurück legte. Die Mutter hatte diesen Sack ihr Leben lang aufbewahrt und einmal im Jahr gewaschen. Jetzt liegt er in einer Vitrine des Lighthouse Museums, das wir gestern besichtigt hatten.
Als nächstes fahren wir in den Arches Provincial Park. Hier sind im Meer einige erodierte Felsbögen zu sehen – erinnert etwas an die London Bridge Felsformation in Australien. Im Park auch Mittagspause.
Auf der Weiterfahrt zählen wir Elch #5 und #6.
Dann endlich die Premiere: Elke fährt eine Stunde Unimog. Noch etwas verbissen, aber das wird sicher bald lockerer. Bei der Kreuzung nach Port-au-Choix biegen wir ab und sehen uns Ben’s Studio an. Walknochenkunst und nette Holzarbeiten/Holzgemälde. Kurz nach unserer Ankunft, kommt Ben in seinem Pickup mit zwei lebenden Hummern für sein Dinner an. Nice Talking. Der Ort – wie so viele um diese Jahreszeit – sieht verwaist aus und das Visitor Center der Historical Site (Info über archäologische Funde von Überresten der alten Dorset Inuitpopulation vor 2000 Jahren) ist natürlich „closed for season“. Der Abstecher zum nahegelegenen Leuchturm lohnt sich aber: Vögel, Vögel und noch mehr Vögel, Elke sieht einen Wal und ein paar Newfies wollen wieder alles wissen.
Nun wird es Zeit einen Übernachtungsplatz zu finden, den wir am Trailhead „Phillips Garden“ finden. Wieder mal direkt am Meer, umgeben von Klippen, mit wunderschönem Sonnenuntergang.
22. Mai 2016
Am nächsten Morgen zeigt sich als erstes das Motto des Tages: „Cariboo Day“.
Am gegenüberliegenden Ufer der Bucht sind drei schmutzig-weiße Woodland Cariboos am grasen. Elke holt die Bazooka raus (600 mm Teleobjektiv) und lichtet die Hirsche ab.
Ich unterhalte mich derzeit mit einem neugierigen Fischer und erfahre etwas Neues über Fische und Vögel: Ein Schwarm kleiner Fische war gestern vor dem Leuchtturm aufgekreuzt, was die irrwitzigen Mengen an Seevögeln erklärt. Manche davon (Turf) werden im Herbst geschossen und sollen sehr schmackhaft sein. Mit einer Longline (100 Haken) kann man auf einmal 600 Pfund Heilbutt fangen. Die Hummersaison dieses Jahr ist die beste seit 36 Jahren usw. So langsam verstehe ich das Newfie-English.
Nun aber los, aus Port-au-Choix raus, bis zur 430 nach Norden. Bald biegen wir auf die 432 (Grenfell Highway) Richtung Osten ab. Es geht durch das Landesinnere. Wir zählen am Ende über 15 Cariboos.
Und eine Unmenge von „Roadside Gardens“, das sind kleine umzäunte Beete, die sich die Locals direkt am Straßenrand angelegt haben. Auch regelmäßig am Straßenrand zu finden, sind Holzlager, die für den Winter gefüllt werden. Jedes Haus hat so seine paar Festmeter Holz hier gelagert.
Im Norden der Hare Bay treffen wir wieder auf die 430 (Viking Trail) und es geht weiter in Richtung L’Anse aux Meadows. In St. Lunaire-Griquet tanken wir. Wir bekommen den Tipp, auf einem Trail zu einem nahe gelegenem Aussichtspunkt zu laufen. Der St. Brendan’s Trail. „It should be in decent condition“, sagt der Local. Nun ja. Wir beide versinken bis über die Knöchel im Schlamm, kämpfen uns über diverse Eis- und Schneebretter bergauf und dann bricht unter Elke auch noch ein Schneebrett zusammen und sie verdreht sich den linken Fuß in einem darunter liegenden Loch. AUA!
Zum Glück ist es nicht mehr weit zum Gipfel. Das Fotostativ dient als Krücke. Von hier ganz oben haben wir eine grandiose 360° Aussicht auf die Küste, Eisschollen, Eisberge und das ferne Labrador. Das war es wert.
Ganz langsam geht es wieder hinunter, der Fuß schmerzt ziemlich. Als Trostpflaster bekommt Elke einen Hummer (schon wieder!) mit Nachtisch im Restaurant direkt neben unserem Parkplatz.
Hat aber beim Fuß nicht geholfen. Langsam humpelt sie zu SUMO zurück.
Jetzt fahren wir zur Hauptattraktion dieser Gegend: der archäologischen Ausgrabungsstätte der Winkingersiedlung, die 1960 hier entdeckt wurde.
Visitor Center natürlich „closed for season“, aber ich mogele mich vorbei und sehe mir alles an (Elke kann leider nicht mehr laufen, ob wir amputieren müssen?). Sehr interessant, insbesondere der Nachbau der alten Siedlung (Wände der Häuser aus Torfsoden).
Nicht weit weg ist ein weiterer Nachbau einer Wikingersiedlung – Norstead – diesmal nicht streng wissenschaftlich, sondern eher für das gemeine Volk und für Kinder. Natürlich „closed for season“, aber auch hier verschaffen wir uns Zugang. Sogar Elke quält sich hin. Wir haben das ganze Areal für uns. Ein nachgebautes Wikingerschiff aus Norwegen liegt in einem Bootsschuppen.
Nach so viel Kultur wird es nun langsam Zeit einen Übernachtungsplatz zu finden.
Der angepeilte Pistolet Bay Provincial Park ist natürlich „closed for…“ (ihr wisst schon), ein Gate versperrt den Zugang. Elch#6. Wir fahren weiter bis Raleigh und dort bis zum Ende der Main Street. Dort finden wir einen schön flachen Stellplatz mit extrem ruhigen Nachbarn: wir stehen am örtlichen Friedhof. Mal sehen was die Nacht bringt…
Es kann nur zwei Geister geben: Entweder ein Taylor oder ein Elliot. Andere Namen finde ich nicht auf den Grabsteinen.
23. Mai 2016
Keine Begegnung der unheimlichen Art, keine bösen Träume, unsere Nachbarn blieben friedlich. Erstes Problem des Tages: Elkes geschwollener linker Fuß passt nicht in den Schuh – Lösung: linker Schuh von Stefan, rechter Schuh von Elke. Die neueste Mode ist gefunden und es geht los nach Süden zur Fähre nach Labrador. Unterwegs 3 Cariboos und Elche #7+8. Wir erreichen wieder die Westküste und sind gegen 11:30 Uhr in St. Barbe, wo die Fähre gerade anlegt.
Glück muss man haben, wir kommen trotz einiger Riesentrucks noch mit. Nach 90 Minuten rollen SUMO‘s Räder wieder auf Festland.
Auf unserem Weg entlang des Southern Labrador Highways, biegen wir bei L’Anse Amour zu dem kleinen Point Amour Lighthouse-Museum ab. Natürlich „Clos…“ Halt, da ist eine Tür offen, und nicht nur dieselbe: Das Museum hat den ersten Tag geöffnet, wir sind unter den ersten Besuchern.
Wir erfahren viel über den Leuchtturm-Bau und seine Keeper (Diesmal eine Wyatt Sippe. Einer hat diesen Job 44 Jahre gemacht!). Der Leuchtturm ist noch heute in Betrieb. Natürlich nicht mehr mit Petroleum-Lampen sondern elektrisch. Elke beißt die Zähne zusammen und ersteigt auch die 128 Stufen bis zur Lampe des Leuchtturms. Nur 500W Birnen und die hohe exponierte Lage reichen, um mit Fresnellinse km-weit über das Meer zu leuchten. Wieder eine nett gemachte, kleine, lokale „Historical Site“. Trotzdem reicht es langsam mit den Leuchtürmen…
Unser nächstes Ziel ist ein FREE WIFI Point. Wir finden ihn im Town Center von L‘Anse au Loup, aber natürlich „Closed for… Victoria Day“. Heute wird der Geburtstag von Queen Victoria gefeiert. Vor der geschlossenen Eingangstür empfangen wir jedoch das freie WLAN Netz und können im Stehen Emails abrufen, Whatsapp benutzen und unsere Apps updaten. Leider schlecht zum updaten unserer Webseite. Das muss dann noch etwas warten. Jetzt noch weiter zum Pinware River Provincial Park. Wie vermutet, „Closed for (genau!)“. Also müssen wir uns irgendwo in der Wildnis einen Stellplatz suchen. Nach einem Fehlversuch, haben wir spontan einen kleinen Seitenweg genommen, der auf den alten, aufgelassenen Highway führte (landslide).
24. Mai 2016
Das Rauschen des Wildbachs hat uns einen guten Schlaf beschert, so dass wir schon um halb sechs am frühstücken sind. Wir haben unsere Uhren schon auf Happy Valley Goose Bay – Zeit umgestellt. Dies ist die dritte Zeitzone, durch die wir fahren (Nova Scotia: -5h, Newfoundland: -4:30h, Labrador: – 4h). Zunächst geht es nach Red Bay.
In der Town Hall haben wir Glück, offen. Die anwesende Dame bestätigt uns, dass es hier free WIFI gibt, der Zugang ist jedoch gesichert und sie kennt das Passwort nicht. Nachdem sie einige Minuten vergeblich nach dem Passwort sucht, wird es mir zu dumm und ich „hacke“ das Passwort. Naja, errate es eher: redbay123 war ja auch nicht sooo schwierig… Nun können wir endlich unseren Blog aktualisieren und unsere Fotos hochladen.
Es gibt auch ein kleines Museum, die „Right Whale Exhibit“ mit Infos über Wale und Walfang (ab 1500 AD).
Draußen weht ein eisiger Wind, 7 Grad, bei strahlend blauem Himmel. Zwischenzeitlich ziehen aber Nebelschwaden in die Bucht.
Danach wird es ernst. 544 km Gravel Road des Trans Labrador Highways (TLH) liegen vor uns, durch fast unbewohnte Wildnis. Noch mal alle Tanks voll gemacht, eine wenig einkaufen und bei Country Music geht es auf die Piste. Der Gravel-TLH fährt sich besser als manche Alphaltpiste, die wir bisher unter die Räder genommen haben.
Der Trick heißt: 80 km/h. 70 sind zwar nur erlaubt, aber bei 80 spürt man die Washboard-Strukturen und Potholes am wenigsten. Man fliegt quasi von Loch zu Loch. Da es noch früh im Jahr ist, sind die „Grader“ noch nicht lange vorher aktiv gewesen. Unterwegs einige Foto-Stopps und ein kleines Picknick.
Wir genießen die endlose Wildnis, die an uns vorüberzieht. Einige Seen sind noch zugefroren.
Wir fahren zügig weiter und dann passiert etwas Eigenartiges: unsere Thermometer spielen verrückt. Die Innentemperatur steigt auf 30 Grad, draußen werden 27 Grad angezeigt. Das kann doch gar nicht sein! Die Klimaaanlage wird erstmalig eingeschaltet. Beim nächsten Stopp fühlen wir draußen, dass unsere Technik doch nicht versagt hat. Hier im Landesinneren ist es heute nachmittag tatsächlich 27 Grad Celsius warm!
Gelegentlich begegnen uns Fahrzeuge, oft dicke Trucks. Sie sind schon meilenweit vorher an ihrer Staubfahne erkennbar. Ab 15:30 Uhr beginnen wir nach möglichen Stellplätzen Ausschau zu halten. Das gestaltet sich schwierig. Der TLH ist ein hoher Damm, von dem keine Wege abgehen. Nur ab und zu eine aufgeschüttete Fläche vom früheren Straßenbau, direkt neben dem TLH. Nicht schön.
Aber irgendwann finden wir einen Weg links ab (km 305). Er führt zu einem Steinbruch wo Schotter für die Gravelroad gemahlen wird. Zwischen Schotterhalden wollen wir nicht stehen, aber neben der Zufahrt zum Steinbruch finden wir ein nettes Plätzchen neben einem alten Schulbus, der bewohnt erscheint. Ist aber heute keiner da. Erinnerungen an den Film/das Buch „Into the Wild“ kommen auf.
Campingtisch und Stühle raus und wir genießen den ersten Abend im Sonnenschein draußen. Elke trägt hot pants und string top. Keine Blackflies, keine Moskitos.
25. Mai 2016
Früh los, damit wir nicht zu spät in Happy Valley- Goose Bay (HVGB) sind. Zum Frühstück draußen war es dann doch zu frisch, nur noch 8 Grad – nach 27°C gestern.
Ich glühe schon den Dieselmotor vor (ja, das gibt es noch, bei RICHTIGEN Motorfahrzeugen, nicht wie bei den neumodischen Dieselfahrzeugen heutzutage, die per Knopfdruck oder mit „Hey Siri!“ gestartet werden ;-). Da bedeutet mir Elke „Stopp, da stimmt was nicht“. Tatsächlich, unsere 4 Arbeitsscheinwerfer zeigen Gravelroad-Schwund. 3 (Justier-)Schrauben mit denen die Scheinwerfer normalerweise befestigt waren, sind weg. Ein Scheinwerfer hängt nur noch am Kabel, wurde aber glücklicherweise vom Kuhfänger, eeh… Elchfänger gehalten. Also erste Feldreparatur. Um an Werkzeug und Ersatzteile ran zu kommen, muß unsere gesamte Vorratskiste unter einer Sitzbank leergeräumt werden. Was man sucht und braucht ist IMMER ganz unten. Nach einigem Gesuche und Bau einer Haltevorrichtung für den Elchfänger aus rein natürlichen Materialien ohne Konservierungsstoffe (Holzkloben) geht es mit der Reparatur voran. Etwas trickig das Ganze, aber bald sind alle Scheinwerfer wieder bombenfest. Nun wieder klar Schiff machen.
Mit zwei Stunden Verspätung geht es endlich auf die Piste. Ich erhöhe die Geschwindigkeit auf 85-90 km/h. Geht immer noch gut auf dem sehr ordentlichen Gravel. Stundenlang zieht die Wildnis mit endlosen, borealen Wäldern, Seen, Schneeflecken und gelegentlich einem Grader, auch Straßenhobel genannt, an uns vorbei. Kein einziges Tier zusehen, außer Squirrels.
Nach über 600 km TLH erreichen wir HVGB. Erst mal zur Tourist Info. Wo sind Foodmarket, Laundromat und Hotels?
HOTEL??? Tja, erstens ist unbedingt mal wieder eine heiße Dusche fällig, zweitens haben sich die Temperaturen seit gestern geringfügig nach unten bewegt (4°C um 15 Uhr in HVGB mit Nieselregen), der RV Campingplatz hat zu und wir hatten schon vor ein paar Tagen beschlossen, uns einmal im Monat ein festes, unbewegliches Dach zu gönnen. Also gleich bei der Info das letzte Zimmer gebucht. Nach waschen und trocknen unserer Klamotten im Laundomat fahren wir zum Hotel North II und beziehen unser Zimmer. Schön warm, die Betten sind nur 140 cm breit, dafür gibt es aber für jeden von uns eines! Etwas breiter als die 80 cm mit denen wir sonst vorlieb nehmen müssen. Nach leckerem Abendessen bei „Jungle Jim’s“ geht es aufs Zimmer, um das „free WIFI“ auszunutzen.
26. Mai 2016
In der Nacht hat es geschneit! Ca. 2-3 cm Schnee liegt auf den Fahrzeugen. Temperatur 1°C. Nach dem Check-Out kurz vor acht Uhr, haben wir uns ein Frühstück verdient. Bei Tim Horton „laben“ wir uns. Frisch gestärkt tanken wir nach. In solchen einsamen Gegenden wie hier, tankt man bei jeder der seltenen Möglichkeiten voll, es kann immer sein, dass die nächste Tanke zu ist, oder mal gerade keinen Diesel hat – Australien läßt grüßen, da ist uns genau das passiert. Es geht auf die nun hervorragend asphaltierte Piste in Richtung Churchill Falls (ca. 300 km). Unterwegs ein paar Fotostopps.
An einem reißenden Fluss stehen ein paar einsame Jagdhütten. Eine bietet sogar noch einen Schluck Whisky in einer Flasche an…
Als ich mich endlich darüber beschwere, dass es hier in Labrador überhaupt kein Wild zu sehen gibt, hat irgend jemand mitgehört. Nur 5 Minuten nach meiner Tirade sehen wir einen Schwarzbären am Wegesrand. Und noch 5 Minuten darauf, läuft uns ein Wolf über den Weg.
Wenig später fahren wir in Churchill Falls (CF) ein. Eine reine „Company Settlement“ der Elektrizitätsfirma „Nalcor“, der das 5,5 GW unterirdische Wasserkraftwerk von Churchill Falls gehört (zweitgrößtes in Canada). Noch mal nachgetankt und nach Besichtigungstour für das Kraftwerk gefragt. Wir haben Glück und springen auf eine gerade gestartete Tour auf. Zusammen mit drei jungen Kanadiern erfahren wir alles über das Kraftwerk (unterirdisch, 15 Stockwerke hoch!) und den Ort CF. Ein Film, eine Besichtigung der Transformatoren-Alley und des „Power House“ sowie eine kleine Tour durch den Ort sind Bestandteil der Tour.
Es ist schon wieder 16 Uhr als wir CF verlassen. Einige km weiter biegen wir zu den Reservoirdämmen ab. Sie sind befahrbar. Wir haben eine grandiose Aussicht auf das noch zugefrorene Reservoir und finden direkt am See einen wunderschönen Stellplatz.
27. Mai 2016
Die Nacht war kalt (morgens 2°C), aber es sieht nach einem schönen Tag aus. Wir fahren vom Damm herunter und durch den Wald wieder auf den TLH.
Labrador City (LC) ist unser nächstes Ziel. Die Landschaft zieht drei Stunden an uns vorüber. Elke nickt immer wieder mal ein. Es gibt außer Seen und Wäldern, gerne auch mal verbrannt, und dem Band aus Asphalt voraus (seit HVGB kein Gravel mehr!), nichts zu sehen. Wieder kein Wildlife, Meckern hat diesmal nicht geholfen. In LC kaufen wir in der Mall ein paar Lebensmittel ein und entschließen spontan hier auch Mittag zu essen. Tim Horten eine Ecke weiter bietet uns außer Kaffee und Nachtisch auch freies WIFI, um unsere Webseite zu aktualisieren.
Ich hoffe, wir haben eifrige Leser, die auch gerne kommentieren dürfen (siehe unten auf den Seiten), viele haben das schon getan. Es dauert immer einige Tage, bis der Kommentar erscheint – und ggf. eine Antwort von uns, da ich die Beiträge moderiere (dazu brauche ich WIFI), um nicht allen möglichen Junk in unseren Kommentarbeiträgen wieder zu finden. Alle Nicht-Junk-Kommentare werden veröffentlicht. Wir beantworten gerne alle Fragen, soweit wir es können.
20 km hinter LC erreichen wir die Grenze zu Québec. Es regnet. So viel zur Wetter-Tagesprognose.
Weg mit den Roaming-Gebühren, freies WiFi überall für alle!
Hallo;
Schon interessant in Canada.
Das mit dem Wetter wird wohl eines der groessten Umstellungen sein.
Aber warten schon mit spannung auf die naechste Episode!
Hamba Kahle & totsiens
Hallo T&J,
Mit dem Wetter hatten wir bisher überhaupt kein Problem.
Sehr wenig Regen.
Am Anfang der Tour war es nachts ziemlich kalt, aber unsere Dieselheizung wärmt den Koffer wunderbar.
Schön, daß Euch unser Blog gefällt! Wir werden weiter über unsere „Abenteuer“ berichten.
LG
Elke & Stefan
Weiter So! Ihr macht das richtig so.
More to come. Denk mal über Vorruhestand nach. Die Freiheit ist unbezahlbar.