17. Juni 2016
Im Visitor Center von Manitoba decken wir uns mit Karten und Infomaterial ein. An einer Tankstelle wird noch die erste Fishing Licence für Manitoba gekauft. $ 37 für ein Jahr Gültigkeit. Kürzere Laufzeit lohnt nicht.
Jetzt reicht es aber mit der Fahrerei.
Am Caddy Lake im Whiteshell Provincial Park stellen wir SUMO für die Nacht ab.
Bei einem Spaziergang zum See und einem kleinen Flüßchen sehen wir unseren ersten Bieber.
18. Juni 2016
Durch die Zeitverschiebung sind wir schon sehr früh wach und machen uns bald auf den Weg durch den Whiteshell Park. Es zahlt sich aus früh zu fahren: drei Weißwedel-Hirsche sind auch schon unterwegs. Wir fahren zu den Rainbow Falls, die -entsprechend der geringen Höhendifferenzen hier in der Gegend – bescheiden ausfallen.
Es gibt einen kleinen Steg, der ideal zum Angeln ist. Also erstmals das Angelzeug rausgeholt und ein paar mal den Blinker ausgeworfen. Beim zweiten Wurf schon ein Biss, ein kleiner Hecht geht an die Angel. Zu klein, um sich als Abendessen zu lohnen, also wieder rein in den See. Habe noch zwei beinah-Bisse (Attacke auf den Blinker, als ich ihn schon herausziehe), aber keinen Biss mehr.
Um 10 Uhr reicht es und es geht weiter. Nach ein paar km sehen wir ein kleines
Schild „Petro-Forms“. Wat is dat denn?
Wir stoppen und erfahren, dass es sich um achäologische Steinlegungen uralter, indigener Stämme in Form von Tieren und Menschen handelt. Das müssen wir natürlich sehen. Sie sind auf den fast ebenen Steinplateaus im Wald zu finden, Bieber, Schildkröten, Schlangen und Undefinierbares.
Ein riesiger Steinkreis mit Lagerfeuern zeugt davon, dass diese Stätte noch heute von den Natives verehrt wird. Überall sind bunte Stofffetzen an die Bäume gebunden und an vielen Stellen findet man Opfergaben in Form von Kleingeld, Schmuck u.a. Kuriositäten. Ein paar Socken, ein alter Pullover und ein 20$-Schein waren auch zu finden.
„Boah, $20, warum hast du die nicht mitgenommen?“ – wird so mancher fragen, der keinen Respekt vor solchen Orten hat…
Und außerdem, wer weiss, was für uralt-indianische Flüche einen treffen, sollte man diesen Ort entweihen. Könnte fast so schlimm kommen, wie eine uralte Zigeunerin auszulachen…
Wir haben auch etwas für die Geister dieses Orts geopfert, man kann ja nie wissen…
Bald darauf verlassen wir den Park und kommen bald nach Selkirk, wo wir tanken und
6 inch und 1 foot vertilgen (bei Subway wird noch in imperialen Einheiten gemessen und berechnet).
Dann wird die Landschaft langweilig: Straßen laufen immer geradeaus, schneiden sich rechtwinkelig. Rechts Kartoffeln, links Wiesen mit Kühen, dann mal umgekehrt und alle 5 Meilen eine Siloanalage. Kann man stundenlang erleben, besonders im Süden von Manitoba. Noch ein paar Hirsche. Elke lotst uns an das Ufer des Lake Manitoba, den zweit-größten See bei Winnipeg. Der größere Lake Winnipeg ist der 10.-größte Frischwassersee der Welt. Dort stellen wir uns am Strand einer aufgelassenen Campinganlage direkt am Wasser ab. Da Samstag ist, sind einige Familien mit ihren Kindern beim Baden. Auch wir streifen die Badeklamotten über und versuchen das kühle Naß. Etwas sandig und flach, aber erfrischend. Blauer Himmel, die Sonne scheint warm, wir sitzen unter Palmen… ääh, Pappeln und genießen canadisches Bacardi- Feeling!
Aus Nordwesten ziehen aber sehr dunkle Wolken heran…
19.Juni 2016
02:38 Uhr: Mit einem Donnerschlag fahren wir aus den Betten, ein Blitz muß ganz in der Nähe eingeschlagen haben, so laut war der Knall. Es ist fast taghell vom andauernden Wetterleuchten. Ein Blitzkonzert ohnegleichen. Dazu dann ergiebige Regenfälle. Nur langsam schlafen wir wieder ein. Als es hell wird sehen wir, dass der halbe Campground unter Wasser steht.
Wir müssen ein Stück zurück fahren und dann geht es weiter mit endlos geraden Straßen durch landwirtschaftliches Gebiet. Elke lotst mich auf kleine Gravelroads („ist kürzer“) von denen ein paar stellenweise so nett verschlammt sind, dass ich den Allradantrieb einschalten darf.
Der „Riding Mountain National Park“ ist unser Tagesziel. Wir fahren von Osten in den Park ein. SUMO fährt durch das einzige noch vorhandene Tor aus dem Jahre 1933, als der Park gegründet wurde.
Ein Abstecher zu einem kleinen See („Whirlpool Lake“),
und dann geht es zum Parkmittelpunkt Wasagaming.
Etwas touristisch hier, aber der einzige Campground im Park mit warmen Duschen.
Als erstes zieht es uns zum heute hier stattfindenden Pow-Wow, das sich auf dem Campground schon durch Musik angekündigt hat.
Indianische Trommelgesänge („ehja-ehja-ehja..“ usw.), und eine gefiederte Tanzgruppe.
Eine kleine Ausstellung über alte indianische Lebenskultur ist auch vor Ort.
Typisch indianische Getränke und Snacks werden angeboten (Cola und Hot Dogs, Bannock Burger).
Dann traben wir zur Park-Info und zum Strand/Hafen, wo eine steife Briese weht und die Brecher nur so gegen die Mole rollen. Erstaunlich, was ein mittelgroßer See bei Starkwind doch für Wellen produzieren kann.
Wir flanieren durch das Örtchen und sehen uns die Speisekarten an. Heute darf es mal wieder ein Restaurant sein. Wir bleiben im „Wigwam“ hängen und laben uns an Steak und Burrito. Jetzt aber zurück Richtung Heißwasser und Seife. Frisch gereinigt und wieder gut riechend erledigen wir unsere Blog-Arbeiten. Ihr Leser seid ganz schön anstrengend!
20. Juni 2016
Heute soll es nicht weit gehen, bis zum Lake Audy, zu einem wunderschönen Wildniscampingplatz, ca. 20 km nach Norden. Dort wollen wir mal wieder Radfahren, da uns der junge Mann an der Park Visitor Information bestätig hat, dass dort viele „easy bike trails“ zu finden sind. Es geht vorbei am „wishing well“ wo man natürlich eine Münze rein werfen muss.
Unterwegs zwei Weißwedelhirsche. Bald erreichen wir den Audy Lake Campground und finden einen wunderschönen, riesigen Stellplatz direkt am See.
Außer Wasser, Plumpsklos und free Firewood gibt es hier nichts… bis auf: BISONS! Hier lebt eine kleine Population der früher fast ausgerotteten Tiere in einer großen „enclosure“ (riesiger umzäunter Bereich). Schon auf dem Weg zum Campground sehen wir entfernt drei einzelne Bullen. Nur mit 600mm Tele zu fotografieren.
Nachdem wir uns auf unserem Stellplatz eingerichtet und die „Self registration“ erledigt haben ( $15), geht es mit den Rädern auf Tour. Einmal rund um den See, auf den einfachen Radwegen… Der erste Teil des Trails geht immer an dem Bisonzaun entlang. Elke bleibt plötzlich stehen und da ist sie: eine Herde von ca. 30 Bisons mit mehreren Jungtieren. Klickklickklick.
Dann sollen wir nach Karte und Schildern abbiegen. Der Trail wird immer enger und bewachsener. Man kann unter dem ganzen Kraut die Löcher und Wurzeln nicht mehr sehen. Wir steigen ab und schieben. Nach 1 km ein kleiner „walk in campground“, kein Mensch hier. Elke wollte schon am Abzeig umkehren – jetzt nicht mehr. Also weiter schieben, irgendwann muss das doch mal besser werden. Wird es nicht. Es wird schlimmer. Matsch, umgefallene Bäume und Kraut ohne Ende. Verbissen kämpfen wir uns 3 km weiter bis wir an einem großen Schlammloch stehen und aufgeben. Hier geht es mit den Rädern nicht mehr weiter. Also alles wieder zurück. Freut die Moskitos, jetzt bekommen sie auch noch Nachtisch. So viel zur fachkundigen Info am Visitor Center und in allen Broschüren: „Easy bike trails“.. na klar. Elke würde den Typ am liebsten lynchen… Die Laune sinkt auf einen Tiefpunkt. Endlich erreichen wir wieder den Abzweig mit dem gut befahrbaren Weg. Nach 1 km kommt dann die Belohnung für die ganze Mühe, wir kommen der Herde der Bisons gaaanz nah. Langsam schleichen wir immer näher, die Bisons bleiben cool. Ich bin gerade am filmen, da plötzlich kommt ein voll gesatteltes Pferd angerannt (ohne Reiter), es ist völlig nervös, sieht die Bison- Herde, scheut und galoppiert wieder zurück – die Bisons hat das auch erschreckt, sie hauen ab. Mistpferd! Aber wo ist der Reiter? Abgeworfen worden? Verletzt im Busch? Wir radeln flott zurück zum Campground und informieren den Host, der die Ranger anruft. Elke wird vom Ranger interviewt, sie machen sich auf die Suche. Später kommt der Ranger zurück und wir erfahren, dass das Pferd wieder eingefangen wurde. Es war bei einer Gruppe von drei Reitern als Ersatzpferd dabei als es einem Bison begegnete und erschreckt die Flucht ergriff… Kein Reiter vom Pferd gefallen.
Nachdem wir schön gegrillt und gefuttert haben, nehme ich mir meine Angel und versuche mein Glück an dem einzigen, kleinen Steg hier am Campground. 1. Wurf mit Blinker – 1. Hecht. Ordentliche Größe, der fliegt nicht mehr rein. Noch 5-6 Würfe und der nächste Hecht beißt an, 2 Nummern größer. Jetzt reicht es, mehr können wir nicht essen. Das übliche Angler Foto, dann nehme ich die Fische aus und bereite sie für morgen Abend vor.
Abendstimmung und Sonnenuntergang über dem See am Lagerfeuer. Fast schon kitschig.
Wir beschließen, noch einen Tag zu bleiben und etwas zu relaxen. Der starke Wind, der den ganzen Tag ging, flaut gegen Abend ab.
21. Juni 2016
Vor dem Relaxen steht aber noch etwas Arbeit. Zunächst widmen wir uns unserem Moskitoproblem. Obwohl alle geöffneten Fenster/Luken mit Moskitonetzen versehen sind, hatten wir Unmengen der Blutsauger im Camper. Die Entlüftungsschlitze der Seitz/Vanglas Fenster können es nicht sein, die hatten wir schon abgeklebt. Aber die neue Dachluke über Elkes Bett zeigt bei näherer Inspektion für Moskitos riesige Einfallstore. Eine echte Fehlkonstruktion dieses Plissee Moskitonetz. Aber mit solchen Dingen hatte ich gerechnet. 5 qm extra feine Moskitogaze haben wir dabei, die wir passend schneiden und alle Dachluken damit extra absichern. Problem sollte jetzt behoben sein. Alle Werkzeug -Staukästen ausräumen und trocknen und die Vorgelege überprüfen sind weitere Wartungsarbeiten, die regelmäßig sein müssen. Elke bringt derweil das Innere des Campers auf Vordermann. Dann ist endlich Zeit für Muße. Elke fotografiert Pelikane. Die gibt es hier zu hauf.
Am Nachmittag fahre ich mit dem Fahrrad noch mal los und sehe unweit des Campgrounds einen Schwarzbär, der mit mir und meinem Ebike ein kurzes Wettrennen auf dem Trail gestaltet, bevor er wieder in die Büsche entschwindet. Am Abend braten wir die Hechte auf offenem Feuer. Lecker. Weniger lecker sind die vier Zecken, die mir Elke von den Beinen entfernen muss. Das ist halt Wildlife!
22. Juni 2016
Am Morgen verabschieden uns die Pelikane am See. Auch ein kapitaler Büffel gibt sich auf der Rückfahrt vom Lake Audy ziemlich nah am Weg die Ehre.
Außerdem hört es nicht auf mit den Bären: wir sehen zwei Schwarze. Die Weißwedelhirsche, die immer wieder auftauchen, lohnen schon fast nicht mehr die Erwähnung.
In Dauphin, ein Stück außerhalb der Parks wird mal wieder bei Safeway eingekauft und getankt. Noch kurz Kaffee mit Gebäck bei TH und wir fahren den nächsten Park an, den Duck Mountain PP.
Mit äußerster Mühe erklimmen wir mit SUMO den höchsten Berg von Manitoba, den „Bald Mountain“. Hier oben wird schon die Luft dünn. Unglaubliche 831 m sind wir hoch, als wir noch 15m zulegen und einen „fire watch tower“ erklimmen. Schöne Aussicht auf die Ebene und den Riding Mountain NP.
Irgendwo im Duck Mountain Park wollen wir übernachten, aber kostenlos. Wir checken diverse Seitenwege ab, doch kein optimaler Stellplatz zeigt sich. Zwischendurch noch ein kurzer Spaziergang durch den Wald zu einer weiteren Aussichtplattform, mit Blick auf einen entfernten See – so etwas sieht man hier ja sooo selten… Nachdem wir am 2. Campground ($) vorbei fahren, biegen wir rechts ab zu einer Bootslaunch. Bingo! Hervorragender Platz direkt am See, neben einem Steg. Als erstes die Stühle und der Tisch raus und am Ende des Stegs aufgebaut. Kaffepause auf leicht schwankenden Bohlen inmitten des Sees im strahlenden Sonnenschein. Das Wasser ist nicht kalt (20°C) und lockt. Also Badeklamotten an und rein in das glasklare Nass. Tolle Erfrischung und Vollbad gleichzeitig. Schweiß und Mückenschutzmittel werden sauber abgewaschen.
Danach noch eine Stunde relaxen, bis es Zeit ist für den Fisch ist. Was gefangen? Ja, Sushi von Safeway. Das lassen wir uns an unserem See-Platz munden.
Nicht genug Fisch auf dem Reis? Ok, ich versuche etwas mehr zu angeln, heute leider ohne Erfolg.
23. Juni 2016
Schon um fünf Uhr sind wir wach, weil es im Camper wieder von Moskitos wimmelt. Wir hatten die Fenster offen gelassen (natürlich mit Moskitonetzen oben) – trotzdem war die Plage im Haus. Auch die Seitz- Fenster sind also nicht Moskito-dicht. Da wird noch etwas zu tun sein. Als Gravelroad geht die Straße aus dem Park heraus, um dann als Asphaltband bis zum Horizont schnurgerade Richtung Norden zu laufen. Wenig Abwechslung. Wälder und Sümpfe. In The Pas halten wir für Kaffee und Internet, um dabei unseren Blog zu aktualisieren. Vorgeschrieben und Bilder vorsortiert hatten wir schon. Dann weiter geradeaus. Vor Flin Flon suchen wir nach einem Stellplatz, haben aber kein Glück. Na dann eben in den Bakers Narrows PP auf den Campground. Für
$ 18 gibt es einen schönen Platz am See, direkt neben einem kleinen Badestrand.
Das nützen wir natürlich aus. Ein Grad erfrischender als gestern. Die heiße Dusche danach erzeugt ein fast ungewohntes Gefühl von Sauberkeit. Elke hat mal wieder eine Niete erwischt, ihre Dusche frisst einen Toonie (=2$, die 1$ Münze heißt Loonie, wegen dem Wasservogel darauf), spuckt aber kein heißes Wasser aus. Später grillen wir, bis uns Donnergrollen zum Zusammenpacken zwingt. War aber falscher Alarm, das Gewitter zieht wieder ab.
24. Juni 2016
Erst mal holt sich Elke ihren Toonie zurück. Wir fahren das kurze Stück bis Fin Flon (das nach einem Charakter aus einem Sci-Fi Roman benannt ist), schauen kurz bei der Visitor Info vorbei, um uns den Weg zum Laundromat erklären zu lassen.
Dort erst mal große Wäsche – muss mal wieder sein. Parallel dazu einiges Privates in der Heimat telefonisch und per Email geregelt. Noch ein kurzer Kaffee auf der Main Street von Flin Flon und es geht weiter Richtung Westen.
weiter mit Saskatchewan