25. Juli 2018
Die Strecke durch Finnland ist einsam, wenig befahren und sehr schön. Auffallend viele Stellplätze am Wegesrand und an den vielen Seen. Wir müssen nachproviantieren und tanken, daher fahren wir durch bis Inari. Dort wird (günstiger als in Norwegen) endlich wieder in Euro eingekauft und immer noch teuer getankt.
Nach dem Mittagssnack schauen wir uns das „Siido“ Samenmuseum an, das dieses Jahr seinen 20. Jahrestag feiert.
Erstmalig bekommen wir Seniorenrabatt zugestanden, jetzt wird klar, dass die Jugend so ziemlich vorbei ist…
Das Museum ist empfehlenswert, insbesondere auch der Außenbereich.
Statt der E75, die alle fahren, nehmen wir die winzige 995 nach Süden. Sie führt am Lemmenjoki Nationalpark entlang. Am Menesjärvi (See) finden wir einen Stellplatz direkt am Wasser. Der See ist hier sehr flach, man muss sehr weit hinein laufen, bevor man schwimmen kann. Dafür ist er 23 Grad warm.
26. Juli 2018
Als wir frühstücken (spät, da die Finnland-Zeitzone eine Stunde später als MESZ ist), beginnt es zu regnen. Es ist auch deutlich kühler als gestern. Also ist erst mal Fahren angesagt. Unterhalb eines Funkmasts (guter Mobilfunkempfang) bleiben wir eine Stunde stehen und suchen im Internet ein Ferienhaus in Finnland, wo wir eine Woche verbringen wollen. Gar nicht so einfach, da wir gewisse Anforderungen haben: Einsam, direkt an einem See, Boot, Sauna, WLAN etc. Schließlich werden wir fündig und buchen ab dem 4. August.
Endlich kann es weiter gehen und auch das Wetter bessert sich immer mehr.
Elke hat SUMO’s dauerndes Gejammere satt und führt ihn endlich auf eine geeignete Nebenstrecke, die in Deutschland nur als Waldweg 3. Klasse durchgehen würde.
Viele Potholes, tiefe Pfützen und ein teilweise enger Weg machen SUMO so richtig Spaß.
Obwohl wir absolute Wildnis durchfahren, sehen wir außer den omnipräsenten Rentieren kein anderes Stück Wild. Die Fahrt dauert ein paar Stunden, bis wir am „Porttipahta“- Stausee einen schönen Stellplatz am Wasser finden, mit Blick auf die hier immer noch (fast) nicht untergehende Sonne.
Ich teste erstmals meine Angellizenz für ganz Finnland…komisch, es beisst aber keiner. Muss ich mich mal beschweren…
27. Juli 2018
Auf unseren verschlungenen Wegen nach Rovaniemi kommen wir durch Sodankylä. Hier steht eine alte Holzkirche aus dem 17. Jahrhundert. Es ist eine der ältesten Holzkirchen in Finnland.
Ein Stück weiter südlich biegen von der E75 auf die 962 nach Luosto ab. Hier gibt es eine Amethystmine. Statt den teuren Eintritt zu zahlen, legen wir das Geld in Silber und Amethyst an („Diamonds“ are a girls best friend…“). Das war der Preis für die Offroadstrecke gestern…
Wir kommen am Skigebiet des Berges „Pyhätunturi“ vorbei, wo tatsächlich ein Sessellift uns bis zum Gipfel bringt.
Wir haben bei Kaiserwetter eine schöne Aussicht über Berge, Seen und die unendlichen Wälder Lapplands.
Am Kemijärvi (See) findet Elke eine enge Stichstraße von der Straße weg zum Seeufer, wo wir am Abend einsam stehen.
28. Juli 2018
In Kemijärvi (Stadt) schauen wir uns die Brücke (nix besonderes), die Kirche (schlicht) und die Stadt-Rentiere an.
Dann kommt endlich das Highlight unserer Reise:
Das Santa Claus Village in Rovaniemi, wo man sich 365 Tage im Jahr mit dem Weihnachtsmann fotografieren lassen kann. Natürlich liegt SCV direkt am Polarkreis.
Leise dudeln uns Weihnachstlieder um die Ohren, ein X-mas-Shop am anderen, geschmückte Weihnachsbäume und Santa’s Rentiere sind natürlich auch zu besichtigen (nur gegen Gebühr).
Hach wie schön… Nur der Schnee fehlt etwas – bei 23 Grad Außentemperatur.
Nachdem wir uns schweren Herzens von dieser Idylle losreißen, bunkern wir noch ein paar Lebensmittel und verlassen Rovaniemi. Wir wenden uns wieder nach Osten. Am Fluß Kemijoki finden wir direkt am Wasser einen ruhigen Stellplatz.
Baden ist schwierig, da das Ufer sehr steinig ist, aber auch das Flußwasser ist warm.
29. Juli 2018
Heute richtet sich die Kompassnadel wieder nach Osten. Die Straßen verlieren ihren Belag und mutieren zu kleinen Wegen. Wir sind auf der Suche nach „unserem einsamen See“, wo wir ein paar Tage bleiben wollen. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, bremse ich an einem unscheinbaren, verwitterten Holzschild mit Ausschrift „Laavu….irgendwas“. Ein kleiner Track führt durch den Wald, bis er an einem See endet. Eine Schutzhütte mit Holzstadel, Feuerstelle, Plumsklo und ein prima Platz am Wasser – was wollen wir mehr! Kein anderes Haus am See und eine gespenstige Stille. Hier bleiben wir! Und springen gleich mal ins kühle Nass.
30. Juli 2018
Relaxen, angeln, baden, Grillen am Feuer.
Und endlich wieder Sonnenuntergänge!
Zwei mal bekommen wir scheuen Besuch: Die Rentiere treiben sich auch hier rum. Landplage!
31. Juli 2018
Nach einem Draußen-Frückstück (keine Moskitos!) graveln wir weiter, nur unterbrochen durch kurzzeitige Geschwindigkeitsreduktionen wegen der Landplage.
Erstes Ziel ist der „Julma Ölkky-Canyon“, den wir mit einem kleinen Motorboot erkunden. Er ist 3km lang und bis zu 50m tief. Ganz nett, aber kein Brüller.
Dann durchqueren wir den Hossa Nationalpark. Die Chance, hier einen einsamen Stellplatz am See zu finden ist gleich Null: Voll oder gesperrte Wege. Also schnell durch und woanders suchen. Vorher steht aber die Kunst: „Silent People“ oder „Das Stumme Volk“ ist ein Kunstwerk, das in den 90ern ganz Finnland bereiste und hier seine Heimat gefunden hat. Es ist… ach seht selbst:
Nach mehrfach vergeblicher Suche finden wir endlich wieder unseren einsamen, abgelegenen Platz am See.
Für diesen Platz mußte ich sogar schon sägen…
01. August 2018
Heute fahren wir nicht weit, nach Einkaufen und Tanken finden wir einen neuen Spitzenplatz mit luxuriöser Laavu (Unterstand) mit Holz-Tisch, -Sesseln -Hollywoodschaukel.
Ein Ruderboot steht auch bereit. Wir bauen Elkes Kajak auf (ich werde das Ruderboot nehmen), dann geht es auf den See. Elke paddelt, ich angele. Am Vormittag beißt ein Barsch, der aber wegen Untergewicht wieder ins Wasser zurück darf. Am Nachmittag fange ich dann einen ordentlichen Hecht, der unser Abendessen wird. Da es sehr warm ist, wird natürlich auch oft gebadet.
02. August 2018
Gleiches Programm: Angeln (1 untergewichtiger Hecht, der gleich weiter schwimmen darf) und Baden. Und Blaubeeren essen. Mit Buttermilch ein Genuß!
Plötzlich Motorgeräusche. Ein Landrover hält neben SUMO und entläßt eine finnische Familie mit zwei kleinen Kindern. Es stellt sich heraus, dass unsere tolle Laavu privat ist, daher auch der Luxus. Wir dürfen aber bis morgen bleiben. Die Finnen sind cool und nett.
Am Abend ziehen Gewitter auf, aber nur um uns herum, kein Regen.
02. August 2018
Wir verlassen diesen schönen Ort und ziehen weiter Richtung Süden. Stromschnellen ansehen, sagt unser Reiseführer. OK, fahren wir mal hin. Nun ja, Wildwasser Klasse 0,5, aber in Finnland wird man genügsam.
Es gibt keine spektakuläre Natur hier, dafür aber wunderschöne Wald- und Seenlandschaften und die zuhauf.
Wir folgen einem weiteren Tipp zu dem karelischen „Bomba-Haus“ (ursprünglich gebaut von einer Familie Bombin, daher der Name) in der Nähe von Nurmes.
Es ist das Zentrum eines rekonstruierten karelischen Dorfes. Die Blockhäuser wurden in der 70er Jahren nach dem Vorbild eines Bauernhofs aus dem heute russischen Teil Kareliens errichtet.
Im Restaurant des Bomba hauen wir uns am karelischen Buffet die Wampen voll. Gesättigt rollen wir weiter. An einem See mit Sandstrand beenden wir den heutigen Tag. Aus Baden wird aber nichts, Gewitter ziehen auf, es fängt an zu regnen und zwingt uns in den Camper.
Zeit, mal wieder eine DVD zu schauen.
04. August 2018
Heute nachmittag wollen wir unser Ferienhaus übernehmen. Dafür müssen wir erst einmal einen Großeinkauf tätigen, um uns für 7 Tage mit Lebensmitteln und Getränken zu versorgen, denn unsere Hütte liegt sehr abgelegen. Nach dem Einkauf und einem Abstecher zu einem kleinen Wasserfall
trödeln wir noch etwas durch die Landschaft, bis wir zum vereinbarten Zeitpunkt um 16 Uhr bei der Cabin am Muuruejärvi in der Nähe von Viitasaari ankommen.
Ein uriges kleines Blockhaus mit überdachter Terrasse, Bootssteg mit Badeleiter, Ruderboot + Elektromotor, Grillhütte, Sauna und WiFi.
Hier läßt es sich aushalten. Nach Einzug springen wir gleich mal ins gar nicht so kühle Nass.
5. – 11. August 2018
Ferienhausidylle.
Kajak und Ruderboot fahren, cruisen mit unserer Motoryacht, angeln (Hechte), baden, relaxen, Fahrrad fahren, grillen usw.
11. August 2018
Um 10 Uhr checken wir aus und sind endlich „on the road again“.
Bei der nächsten größeren Stadt füllen wir erst mal wieder unsere zusammen geschmolzenen Vorräte auf und setzen unseren Weg nach Süden auf kleinsten und kleinen Wegen fort. Südlich von Keuruu am Keurusselkä finden wir auf einer Halbinsel einen Stellplatz am See neben einer Laavu. Wir hacken und sägen uns die Zufahrt frei und SUMO muss rückwärts den Weg zum See runter. Das Beziehen des kleinen, einigermassen ebenen Plätzchens fordert einiges hin- und herrangieren, teilweise in tiefem Sand. Hier hilft nur noch Allrad. Und dann stört auch noch ein dicker Ast einer Kiefer. Elke krabbelt auf das Camperdach und sägt gekonnt die störenden Äste ab. Nun ist der Weg frei.
Abends BBQ am Feuerplatz der Laavu. Ich finde wieder ein Geocache-Kästchen und hinterlasse unsere Visitenkarte.
12. August 2018
Je weiter wir nach Süden kommen, desto besiedelter ist das Land, auch die landwirtschaftliche Nutzung nimmt zu. Das Wetter wendet sich zum Regentag, also ist heute etwas mehr fahren angesagt. Unterwegs müssen wir an einer Schleuse mit Drehbrücke halten, ein alter „Binnendampfer“ wird gerade geschleust.
Elke hat so langsam die Seen und Wälder satt, also nehmen wir Kurs auf etwas Stadtkultur.
Wir erreichen die Westküste von Finnland und sehen uns die schöne Altstadt (Vanha-Rauma) und Kirche (Kirkka) von Rauma an.
Da es um die Mittagszeit ist, gönnen wir uns ein finnisches Spezialitäten-Restaurant. Erstmalig essen wir nepalesisch, es schmeckt ähnlich wie indisch.
Das Wetter ist weiter trüb, aber während unseres weiteren Stadtrundganges trocken.
Als wir einen Stellplatz am Meer finden, beginnt es bald wieder zu regnen.
13. August 2018
Das Wetter ist wieder prima und wir ziehen weiter. Unterwegs stoppen wir an einer alten Holzkirche, aber um 9 Uhr ist sie noch geschlossen.
Der faule Pfaffe schließt erst um 11 Uhr auf. Naja, er muss sich ja auch um zwei Kirchen kümmern, so sei ihm sein Schönheitsschlaf gegönnt.
Wir beschließen eine Schärentour zu fahren („Schärengarten Rundweg“). Auf dem Weg dorthin sehen wir schon wieder finnische Figurenkunst.
Die Schären: viele kleine Inselchen und eine Fähre nach der anderen. Die gelben Fähren sind alle kostenlos,
nur für eine private Fähre (lange Überfahrt) müssen wir latzen.
Die Midsommar-Bäume sind hier maritim angehaucht.
Die Stellplatzsuche am Nachmittag artet in Holzfällerarbeiten aus. Elke hat einen Weg endeckt, der von der Durchgangsstraße ein gutes Stück durch einen Wald zum Meer führt. Leider etwas zugewachsen. Machete und Säge müssen ihre Arbeit tun. Dafür stehen wir dann weit ab und völlig einsam am Meer.
Ein Sonnenuntergang am Meer beschließt den Tag.
14. August 2018
Wieder raus aus dem Wald und weiter mit dem Insel-Hopping. Viel ist nicht zu erkunden auf den kleinen Inselchen. Kleine Orte, etwas Landwirtschaft. Die Sommersaison ist schon fast vorbei.
Am Nachmittag entscheiden wir spontan einen Campingplatz aufzusuchen. Wäsche waschen, Tanks leeren und füllen und heiß duschen – muss mal wieder sein, bevor wir in Helsinki eintreffen. In Pargas finden wir einen schönen Campingplatz am Meer.
15. August 2018
Heute morgen nutzen wir zuerst das Wifi des Campgrounds, füllen unseren Wassertank und machen uns nach einem Einkauf auf den Wg nach Helsinki. Es regnet etwas, also ist Fahren angesagt. Die gut ausgebaute Autobahn bringt uns in 1,5 Stunden zu Finnlands Hauptstadt Helsinki. Wir parken zunächst auf dem Busparkplatz an der Oper, wo wir ein anderes Womo auch mit SU-Kennzeichen treffen. Wir quatschen etwas, dann machen wir uns auf, zur ersten Erkundung von Helsinki. Mit einer App holen wir uns 2-Tages-Tickets für die öffentlichen Verkehrsmittel und gondeln mit der Straßenbahn zum Marktplatz.
Der Dom ist in der Nähe und wird natürlich auch besucht.
In einer Nebenstraße zur Haupteinkaufsmeile (Alexandergatan) essen wir in einem urigen Restaurant zu Mittag und bluten unsere Geldbörse aus. Wir fahren dann wieder zurück zum Parkplatz, beschließen aber hier nicht zu übernachten (nicht schön und laut) sondern zum Parkplatz des Zoos zu fahren. Er liegt auf einer kleinen Insel und der Stellplatz ist deutlich besser und ruhig. Wir treffen noch die Besitzer eines alten Magirus-Womos und tauschen uns natürlich aus.
16. August 2018
Volles touristisches Programm heute:
Erst laufen wir ein Stück über eine schicke Fußgängerbrücke bis zur Metrostation, von der wir bis zum Hauptbahnhof fahren.
Dann runter zum Marktplatz und auf die Fähre nach Suomenlinna.
Für die Festungsinsel brauchen wir einige Stunden.
Wieder zurück auf dem Festland Besuch der russisch-orthodoxen Kathedrale in der Nähe des Marktplatzes.
Kleiner Snack in der Innenstadt, dann mit dem Bus zum Sibelius Denkmal.
Wieder zurück mit der gleichen Linie bis zur Felsenkirche.
Nun langt es langsam und wir fahren zurück zum Hauptbahnhof und von dort gen SUMO. Im kleinen Caféboot neben den Parkplätzen ordern wir ein paar Drinks und erholen wir uns von den heutigen Anstrengungen.
17. August 2018
Heute gibts nicht viel: Abhängen, Fahrt zum Fährhafen, mit der Fähre M/S Finlandia der Eckerö-Line nach Tallin.
Hallo Ihr zwei, an Eurem Foto „von oben“ nach der Fahrt mit der Seilbahn erkennen wir den wunderbaren See der uns vergangene Woche an mehreren Tagen Abkühlung verschafft hat. Euch erwarten noch ein paar sehr schöne Nationalparks in der Mitte Finnlands – ganz ohne Skiabfahrtshänge 🙂
Viel Spass noch, viele Grüße von Michaela und Peter (unbekannterweise)
Hallo Michaela Und Peter,
danke für Euren netten Kommentar. Habe mir gleich mal eure Webseite angesehen.
Ihr macht ja die gleiche Tour wie wir nur anders herum! So kann jeder von dem anderen sich Tipps holen.
Witr stehen seit zwei Tagen auch an einem See, völlig alleine, weit ab von jeder Asphaltstraße.
Die einzigen Besucher bei uns sind Rentiere. Das Wasser ist warm, jedoch ohne Fische. Zumindestens keine, die meine Köder wollen.
Liebe Grüße und allzeit eine handbreit Luft unter dem Differential
Elke und Stefan
Hallo Ihr Beiden,
auf dem Archipelago-Rundweg begegneten wir Euch Mitte August mit unserem Mercedes LP 913 und fanden später Eure Karte an unserer Scheibe.
Vom Baltikum kommend fuhren wir inzwischen über Schweden wieder heim. Seid Ihr noch unterwegs?
Gebürtig aus Bergisch Gladbach, würden wir uns freuen nochmal von euch zu hören/lesen.
Herzliche Grüße – Bernhard & Tanja
Hallo Tanja & Bernhard,
toll, dass ihr euch gemeldet habt. Wir sind noch unterwegs, z.Zt. in Mielno, Polen.
In ein paar Tagen werden wir aber auch zuhause sein.
Wir schicken euch eine Mail, dann können wir uns privat darüber austauschen.
LG
Elke & Stefan